Wie nachhaltig sind Algen?

 

Algen im Lebensmittelsektor können eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels und der Förderung einer nachhaltigen Lebensweise spielen. 

Die Produktion, die Verarbeitung und der Transport entziehen der Umwelt Ressourcen. Ein hoher Ressourcenverbrauch von Energie und Wasser, eine intensive Landnutzung und die ausgestoßenen Emissionen haben hierbei den stärksten Einfluss auf unser Klima. Deshalb ist es wichtig, dass wir unser persönliches Konsum- und Ernährungsverhalten anpassen und versuchen, eine klimafreundliche Ernährung immer mehr in unseren Alltag zu integrieren, um unsere Umwelt zu schonen.

  • Algen sind die zweite grüne Lunge unseres Planeten und können CO2 binden
  • Algen haben eine geringe Wassernutzung aufgrund der Recyclingmöglichkeit
  • Durch ihre Landnutzungs-Effizienz können Algen als nachhaltige Proteinquelle angesehen werden
  • Durch die schonende Trocknung der Algen sind sie lange haltbar und es entstehen kaum Lebensmittelverluste


Treibhausgasemissionen von Algen

 

Etwa 15% der gesamten Treibhausgasemissionen, die auf eine Person im Jahr anfallen, stammen aus der Ernährung 1. Betrachtet man das globale Ernährungssystem, so ist dieses sogar für fast 37% der Emissionen verantwortlich 2.

Die bekanntesten Treibhausgase sind Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan und Lachgas. Natürlich kommen sie nur in geringen Mengen in der Atmosphäre vor, doch mittlerweile gelangen immer mehr anthropogene – also durch den Menschen verursachte – Treibhausgase in die Luft. CO2 wird durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe bei landwirtschaftlichen oder lebensmittelverarbeitenden Prozessen freigesetzt. Durch die Gase verstärkt sich der Treibhausgaseffekt, was zur fortschreitenden Erderwärmung führt. Durch steigende Temperaturen werden die Landwirtschaft, wir Menschen und komplette Ökosysteme bedroht 3.

Für Produktionsabläufe wie zum Beispiel Waschen, Mahlen oder Trocknen von entsprechenden Rohstoffen müssen fossile Brennstoffe verbrannt werden, um die nötige Energie für diese Vorgänge zu bekommen. Solche Verbrennungsvorgänge setzen CO2 in die Atmosphäre frei und belasten die Umwelt 4. Immer mehr Unternehmen werben mit klimaneutralen Produkten, indem sie erneuerbare Energien nutzen und gleichzeitig unvermeidbare Emissionen durch die Finanzierung von Klimaschutzprojekten kompensieren. Unsere deutsche Spirulina wird auf unserer Partner Farm in Hessen unteranderem durch erneuerbare Energien angebaut, indem z.B. die Abwärme einer Biogasanlage genutzt wird.

Algen sind von Natur aus klimafreundliche Lebensmittel, da sie während ihres Reifeprozesses CO2 binden und in Sauerstoff verwandeln. Sie werden daher auch die zweite „grüne Lunge“ unseres Planeten genannt 5. Zusätzlich wird durch die schonende Trocknung der Algen sehr wenig Energie benötigt, was den CO2-Fußabdruck zusätzlich geringhält.

Des Weiteren entstehen bei der Tierhaltung Treibhausgasemissionen dadurch, dass Kühe im Zuge ihres Stoffwechsels Methan in die Umwelt abgeben. Wenn dies in CO2-Äquivalente umgerechnet wird, so entstehen bei der Herstellung von 1kg Rindfleisch ca. 13kg solcher Äquivalente 4. Bei der Herstellung unserer deutschen Algen entsteht durch die CO2-Aufnahme der Mikroalgen und die Nutzung erneuerbarer Energien quasi negative CO2-Äquivalente.


Wassernutzung von Algen

blaues wasser: wird zur bewaesserung aus grundwasser oder oberflaechenwasser entnommen gruenes wasser: natuerlich vorkommendes wasser, also boden- oder regenwasser graues wasser: wassermenge, die noetig waare, um verschmutzes sueswasser wieder zu verduennen
man sieht drei fusabdruecke in unterschiedlichen größen, die die wassermenge symbolisieren, welche das jeweilige produkt verbraucht. wasserfussabdruck von algen: 40 Liter wasserfussabdrucl von avocado: 370 Liter wasserfussabdruck von rindfleisch: 1451 Liter

Die Landwirtschaft ist für 70% des Wasserverbrauchs weltweit verantwortlich. In Kombination mit durch den Klimawandel bedingten Extremwetterereignissen führt das in vielen Regionen zu einer verstärkten Wasserknappheit. Deshalb soll der Wasserfußabdruck eine Orientierung geben, welche Lebensmittel eine besonders hohe Wassernutzung im Laufe der Produktion beanspruchen. Hierbei wird zwischen blauem, grünem und grauem Wasser unterschieden.

Abbildung 1: 3 Ebenen des Wasserfußabdrucks – eigene Darstellung
nach WWF Deutschland10

 

 

 

 

Im Vergleich zu anderen Lebensmitteln haben Algen einen sehr geringen Wasserfußabdruck. Dies hat mehrere Gründe: einerseits können Mikroalgen Wasser nutzbar machen, welches für normale landwirtschaftliche Produktion nicht geeignet wäre. Somit wird weniger blaues Wasser benötigt. Aus diesem Grund kann auch ein Großteil des Wassers recycelt werden und immer wieder für die Bewässerung oder zum Waschen genutzt werden 6. Das reduziert die Wassernutzung auf 40 Liter pro kg Rohmasse 7.

Abbildung 2: Wasserfußabdruck verschiedener Lebensmittel. Eigene Darstellung nach Ritchie et al. 8


Landnutzung von Algen

 

Nicht nur in Bezug auf Wasser, sondern auch im Faktor der Landnutzung können Mikroalgen unter speziellen Bedingungen überleben und wachsen. Sie wachsen auf Boden, welcher im gängigen Pflanzenanbau nicht als Ackerland nutzbar gemacht werden kann. 9. Hierdurch wird erneut die Klimafreundlichkeit von Algenprodukten deutlich. Für die Herstellung von Algen müssen nämlich zum Beispiel keine Flächen wie der Regenwald gerodet werden, um nutzbares Land zu gewinnen. Dies würde wiederum Ökosysteme schützen und den CO2-Fußabdruck reduzieren. Aktuell wird nämlich noch über 1/3 der bewohnbaren Erdoberfläche für die Landwirtschaft genutzt. Somit ist allein der Ernährungssektor für 80% der Entwaldung und 70% des Verlusts von Artenvielfalt verantwortlich 10.

Abbildung 3: Flächenfußabdruck der Ernährung – eigene Darstellung nach WWF Deutschland11

 

kreisdiagramm mit flaechenfussabdruck verschiedener lebensmittelkategorien. die grafik bezieht sich auf deutschland 2008-2012

Insgesamt haben Mikroalgen eine höhere Landnutzungs-Effizienz, wenn man zum Beispiel den Proteinoutput genauer betrachtet. Pro Hektar Landfläche können Algen 15 Tonnen Protein pro Jahr produzieren. Währenddessen sind es bei Sojabohnen, welche als wichtige Proteinquelle in einer pflanzlichen Ernährung gelten, nur zwischen 0,6 und 1,2 Tonnen 12. Aus diesem Grund können Mikroalgen als nachhaltige Proteinquelle angesehen werden.


Lebensmittelverluste bei Algen

 

Überproduktion und Lebensmittelabfälle belasten das Klima zusätzlich. Alles, was am Ende nicht verzehrt wird, sorgt für einen Ressourcenverbrauch an Ackerfläche, Wasser und Energie. Außerdem verursachen die Herstellung, der Transport und die Entsorgung umweltschädliche Treibhausgasemissionen. Es gilt daher vor allem, die vermeidbaren Lebensmittelverluste zu reduzieren. Laut WWF könnte so eine Menge an Ressourcen eingespart werden:

die grafik zeigt die vermeidbaren lebensmitttelabfälle: 9,9 Millionen Tonnen würden diese Lebensmittelabfälle eingespart werden, könnte man 2,6 Mio. ha Fläche, 21.8 Mio. Tonnen Co2-Äquivalente und 26.1 Mio. Tonnen Kohlendioxid einsparen

Abbildung 4: Der Beitrag vermiedener Lebensmittelabfälle zum Ressourcen- und Klimaschutz – WWF Deutschland13

Die Lebensmittelverschwendung in Deutschland liegt jährlich bei 18 Millionen Tonnen. Aber wo entstehen die meisten Lebensmittelabfälle? Ganz klar beim Endverbraucher. Er ist für 40% der Lebensmittelverluste verantwortlich. Einer der Hauptgründe hierfür ist, dass Lebensmittel nicht rechtzeitig zubereitet und dann entsorgt werden müssen. Ursachen sind meistens eine mangelnde Einkaufsplanung, aufwendige Zubereitungstechniken oder ein falsches Verständnis des Mindesthaltbarkeitsdatums 11.

Die Nutzung von Mikroalgen in der täglichen Ernährung ist hingegen unkompliziert. Sie können einfach als Ergänzung zu Nudelgerichten, Salaten oder Müsli gegeben werden. Durch, dass es sich bei Algen um trockene Lebensmittel handelt, haben sie eine gute Haltbarkeit und können auch in größeren Packungen lange aufbewahrt werden. Nicht nur beim Endverbraucher, sondern auch entlang der Produktionskette entstehen wenig Verluste, da es keine unbrauchbaren Teile der Alge gibt, die man wegschmeißen müsste. Inspiration für Rezepte gibt es auf unserer Homepage.


Fazit: Algen als perfekte Ergänzung für deine klimafreundliche Ernährung

 

Allgemein lässt sich sagen, dass der regionale Anbau von Mikroalgen – so wie bei der deutschen Spirulina – ein sehr klimafreundlicher Prozess ist und im Hinblick auf eine nachhaltigere Landwirtschaft und Ernährung eine entscheidende Rolle spielen kann. Hierbei soll vor allem noch einmal betont werden, dass die Effizienz des Anbaus deutlich besser ist als bei herkömmlichen landwirtschaftlichen Produktionen. Es müssen weniger Ressourcen wie Wasser, Land und Energie verbraucht werden und man erhält einen höheren Ertrag an nutzbarer Biomasse. Es werden kaum Verluste gemacht, da man den kompletten Teil der Alge zur Weiterverarbeitung nutzen kann 6. Trotzdem bleibt anzumerken, dass man nur wenige Gramm an Mikroalgen pro Tag zu sich nehmen sollte und sie somit natürlich nicht die Basis einer klimafreundlichen Ernährung bilden, sondern diese optimal ergänzen. Die besten Tipps für eine klimafreundliche Ernährung: Zusätzlich sollte man beim Lebensmitteleinkauf auf regionale und saisonale Produkte zurückgreifen und so weit wie möglich auf tierische Produkte verzichten. Laut dem WWF können wir fast 50% der ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen einsparen, wenn wir unsere Ernährung auf eine Pflanzenbasierte Ernährung umstellen2. Eine Pflanzenbasierte Ernährung sollte Mikroalgen und Meeresalgen aufgrund ihrer Mineral- und wichtigen Nährstoffe beinhalten.  Durch eine Ernährungsumstellung mit der Verwendung von Mikroalgen wird ein wichtiger Beitrag zu einer nachhaltigen und klimaneutralen Zukunft geleistet. Abschließend ist anzumerken, dass sich bereits vermehrt Algen in herkömmlichen Produkten befinden. Dieser Anteil sollte sich weiterhin vergrößern und gleichzeitig einen regionalen Ursprung beibehalten. Mit dem Anbau unserer deutschen Spirulina verfolgen wir dieses Ziel.

 

Quellen:

  1. Bundesumweltministerium (BMU). Mein Essen, die Umwelt und das Klima | Artikel | BMUV. Published 2020. Accessed March 17, 2023. https://www.bmuv.de/TW9
  2. WWF Deutschland. Essen wir das Klima auf? Published 2022. Accessed March 17, 2023. https://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/ernaehrung-konsum/essen-wir-das-klima-auf
  3. OECD. Treibhausgasemissionen. In: Die OECD in Zahlen und Fakten 2015-2016. Die OECD in Zahlen und Fakten. OECD; 2016:148-149. doi:10.1787/factbook-2015-62-de
  4. Hofmann M, Ringeis J, Timmermann E. Klimaneutral essen – Emissionen reduzieren. Algenladen. Published November 29, 2019. Accessed March 17, 2023. https://www.algenladen.de/klimaneutral-essen-emissionen/
  5. Friedl T. Haben Algen Einfluss auf das Klima? Max-Planck-Institute. Published 2010. Accessed March 21, 2023. https://www.ds.mpg.de/116147/20
  6. Sayre R. Microalgae: The Potential for Carbon Capture. BioScience. 2010;60(9):722-727. doi:10.1525/bio.2010.60.9.9
  7. Hofmann M, Ringeis J, Timmermann E. Ihr wollt klimaneutral essen? Dann achtet auf diese 5 Dinge. Algenladen. Published November 24, 2019. Accessed March 17, 2023. https://www.algenladen.de/klimaneutral-essen/
  8. Ritchie H, Rosado P, Roser M. Environmental Impacts of Food Production. Our World Data. Published online December 2, 2022. Accessed March 24, 2023. https://ourworldindata.org/environmental-impacts-of-food
  9. Caporgno MP, Mathys A. Trends in Microalgae Incorporation Into Innovative Food Products With Potential Health Benefits. Front Nutr. 2018;5:58. doi:10.3389/fnut.2018.00058
  10. WWF Deutschland, ed. So schmeckt Zukunft: Der kulinarische Kompass für eine gesunde Erde: Wasserverbrauch und Wasserknappheit. Published online 2021. https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Landwirtschaft/WWF-Studie-Kulinarischer-Kompass-Wasser-Zusammenfassung.pdf
  11. WWF Deutschland, ed. Tonnen für die Tonne. Published online 2012. https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Landwirtschaft/studie-tonnen-fuer-die-tonne.pdf
  12. EUFIC. Mikroalgen: Was sind sie und wie werden sie kultiviert und genutzt? eufic: food facts for healthy choices. Published 2023. Accessed March 21, 2023. https://www.eufic.org/de/lebensmittelproduktion/artikel/mikroalgen-was-sind-sie-und-wie-werden-sie-kultiviert-und-genutzt
  13. Noleppa S, Cartsburg M. Das große Wegschmeißen – vom Acker bis zum Verbraucher: Ausmaß und Umwelteffekte der Lebensmittelverschwendung in Deutschland. WWF Deutschland, ed. Published online 2015. https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Landwirtschaft/WWF-Studie-Das-grosse-Wegschmeissen.pdf

 

 

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